Verein spielt Christkind
Ein Bericht über den Weihnachtsengel in den Vorarlberger Nachrichten am 18. Dezember 2018:
VORARLBERGER, UBER DIE MAN SPRICHT.
Sandra Antoniazzi (41)
Eine Frau, die sich bemüht,
den Himmel auf die Erde zu holen.
DORNBIRN Sandra Antoniazzi ist nicht mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen. „Meine Mama wusste nicht, ob sie am nächsten Tag etwas auf den Tisch bringt. Erstaunlicherweise hat sie es aber immer geschafft, dass wir etwas zu essen hatten.“ Sandras Vater arbeitete rund um die Uhr. Die Mutter verdiente mit Heimarbeit in der Nacht Geld dazu. Trotzdem reichte es kaum zum Leben. „Wir hatten nichts und doch alles, weil wir mit Liebe gesättigt wurden. Der Zusammenhalt in unserer Familie war groß. Meine Eltern vermittelten uns drei Kindern viele Werte“, möchte Antoniazzi aufzeigen, dass sie in ihrer Kindheit das Wichtigste bekam und es ihr deshalb im Grunde an nichts mangelte.
Ein Herz für bedürftige Kinder
Dass sie später ihr Herz für bedürftige Kinder beziehungsweise Familien öffnete, ist also kein
Zufall. Nach der Geburt ihrer Tochter Amelie im Jahr 2011 wollte die kaufmännische Angestellte
nicht mehr in ihren Beruf zurück. „Ich hatte das Bedürfnis, diese Welt zu einem besseren Ort zu
machen und dachte mir:, Es muss doch eine Möglichkeit geben, in diese Welt mehr Freude zu
bringen.“ Sie setzte sich mit VN-Ombudsmann Gottfried Feurstein in Verbindung und fragte ihn, ob
er Familien kenne, die Unterstützung bräuchten. Dieser verwies sie an eine alleinerziehende
Mutter und deren jugendlichen Sohn.
Antoniazzi wollte Christkind spielen und ihnen das Fest der
Liebe versüßen. Sie fragte die beiden, was sie sich für Weihnachten wünschen. Die Antwort: einen
vollen Kühlschrank. Die Dornbirnerin besorgte Lebensmittel und schenkte sie den beiden. Die
Reaktion des 15-Jährigen wird Antoniazzi nie mehr vergessen: „Er weinte vor Freude und sagte,
dass er nun endlich einmal seine Freunde nach Hause einladen und ihnen Chips und Cola anbieten
könne.“ Die sozial engagierte Frau war zutiefst gerührt und erkannte, dass man schon mit Wenigem
viel Freude bereiten kann. „Das hat mich angespornt, diesen Weg weiterzugehen.“
Sie gründete den Verein „Weihnachtsengel" mit dem Ziel, bedürftigen Kindern in Vorarlberg Weihnachtsgeschenke
zukommen zu lassen. „Die Türen öffneten sich über die Kinder- und Jugendhilfe. So kamen wir zu
den Kindern.“ Antoniazzi, die ihr soziales Engagement als Berufung sieht, startete mit einem
Euro auf dem Konto. Aber es sprach sich schnell herum, dass der Verein im Auftrag des
Christkinds Kindern Freude bereitet. Immer mehr Menschen wollten einen Beitrag leisten und Geld
spenden. Inzwischen ist die Sozialaktion zu einer Größe herangewachsen, die es Antoniazzi und
ihren Mitstreitern - das sind ihre Eltern und ihre Schwester Patricia - ermöglicht, rund 250
Kinder zu beschenken. „Die Sozialarbeiter sammeln die Wunschzettel der Kinder und schicken sie
zu mir. Ich lese sie und besorge die Geschenke. Dann verpacken wir sie gemeinsam. Mein Vater
fährt die Präsente zu den Familien und meine Mutter und Schwester übergeben sie“, erklärt
Antoniazzi, wie das Ganze funktioniert.
Es sind keine großen Wünsche, die die Kinder haben:
„Meistens wünschen sie sich Spielzeug oder Schulsachen. Einem Sechsjährigen konnten wir mit
einer Schultasche eine riesige Freude machen. Von der Mutter erfuhren wir, dass er den Ranzen
drei Wochen mit ins Bett nahm“, erzählt Antoniazzi, die übrigens auch kleine Patienten in den
Spitälern an Weihnachten und Ostern beschenkt. VN-KUM
„Es muss doch eine Möglichkeit geben, in diese Welt mehr Freude zu bringen.“
Sandra Antoniazzi
Gründerin vom „Weihnachtsengel“